Serpentinstein
Es war Anfang des 15. Jhd, als der Bauer Christoph Illgen seinen Kuhhirten Matthias Brändel (genannt Matz Brinnel) beim Steinschnitzen beobachtete. Er gilt somit als erster Serpentinstein-Schnitzer. Die Kunst des Bearbeitens von Serpentinsteinen lehrte er seinen 4 Söhnen. Nach und nach verdingten sich immer mehr Zöblitzer als Serpentinsteinschnitzer. Zur Blütezeit verdienten damit 2/3 der Einwohner ihren Unterhalt. Es gab insgesamt 29 Steinbrüche, davon 6 auf Ansprunger Flur. Die Brüche erhielten ihren Namen nach der Farbe des Gesteins.
Sie hießen u.a.:
Der rote Meisterbruch
Der harte Hausbruch
Der alte braune Bruch
Der Kupfer-Bruch
Der Zuckerbruch (weißgelblicher Serpentin)
Der Hübelbruch Serpentin heißt auch so viel wie „Schlangenstein“. Einige Quaksalber verarbeiteten den Serpentinsteinstaub daher auch zu Pillen und allerlei Tinkturen. Der aufkommende, lebhafte Handel mit Serpentinstein-Produkten erstreckte sich über ganz Deutschland.
Im Jahr 1559 kaufte der Kurfürst August von Sachsen der Familie Berbisdorf das gesamte Lautersteiner Gebiet ab. Wohl auch, um an das kostbare Serpentin zu gelangen. Denn dieses lies er fortan für seine Schlösser brechen.
1613 tritt die erste „Ordnung der Serpentinstein-Drechsler“ in Kraft, die auch der Kurfürst Georg I. unterzeichnete. Denn bis dahin konnte jeder Zöblitzer nach dem edlen Serpentinstein nach eigenem Guttünken schürfen.
1620 führte der Kurfürst eine Zwangsabgabe ein. Demnach musste jeder größere Steinblock für das Herrschaftshaus zurückgelegt werden. Die Zöblitzer Serpentinsteindrechsler wehrten sich auf ihre Weise. Sie zerschmetterten einfach jeden größeren Serpentinstein. Und so kam es 1624 zur Ernennung des 1. kurfürstlichen Serpentinstein-Inspektors, der die Interessen des sächsischen Herrschaftshauses durchsetzte.
1665 verbot der Kurfürst die Verarbeitung von roten Serpentinstein. Dieser sollte allein der Herstellung kursächsischen Tafelgeschirrs dienen. Den Serpentinsteindrechslern blieb schließlich nichts weiter übrig, als sich auf die Anfertigung von kleineren Gegenständen zu beschränken. Durch die zunehmende Verbreitung von Kolonialwaren, wie Tee, Kakao, Tabak und Kaffee, stieg Ende des 17. Jhd. auch der Bedarf nach entsprechenden Behältnissen.
Die Zöblitzer fertigten nun Kannen, Tassen, Tabakbüchsen und Schüsseln aus Serpentinstein. 1751 hatte das Gewerbe mit 72 Meistern seine höchste Blütezeit erreicht. Doch schon 1756 fand mit dem Siebenjährigen Krieg die Serpentinsteinverarbeitung ein jähes Ende. Billigeres schottisches Porzelan und englisches Steingut verdrängte schließlich die Zöblitzer Serpentinsteinprodukte.
Doch es kam Hilfe in Person des Marienberger Bergrates „von Trebra“. Er gewann ein Leipziger Handelshaus für die Idee, aus Zöblitzer Serpentin Luxusartikel herzustellen. Es wurde eine Gesellschaft zur „fabrikmäßigen Verarbeitung von Serpentin“ gegründet. Der kurfürstliche rote Bruch wurde wieder in Gang gesetzt und die Zöblitzer Drechsler verrichteten wieder ihre Arbeit. Doch die Luxusartikel fanden keinen Absatz, wodurch die Gesellschaft schon nach einem Jahr bankrott ging. Die Zöblitzer spezialisierten sich nun auf Apothekerbedarf. Sie fertigten in geringen Stückzahlen Apothekerschalen und Wärmesteine, aber auch Knöpfe.